Auszug aus dem Editorial:

Titelgeschichte ist das Deutsche Kabarettarchiv. Ob Satiren oder Sketche, ob Literaten oder Liedermacher, ob Poeten, Parodisten oder Polit-Kabarettisten – in den verwinkelten Räumen im Mainzer Proviant-Magazin mit dem Charme eines Kleinkunstkellers schlummert das „Who is Who“, die gesamte Geschichte des deutschsprachigen Kabaretts.

Und es wird noch immer geforscht, gesammelt, archiviert und der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Um es vorwegzunehmen, mit Martina Keiffenheim und Nicole Roth an der Spitze hat das Kabarettarchiv einen enormen Schub nach vorne genommen. So aufschlussreich unser Gespräch auch war, so erschreckend war es zum Teil, wenn man erkennen muss, wie wenig finanzielle Unterstützung das Kabarettarchiv bekommt. Bei näherer Betrachtung herrscht ein unglaublicher Investitionsstau.

„Wir haben mehr Geld als Ideen“ ist eine höfliche Umschreibung für einen unhaltbaren Zustand. Defekte Telefonanlagen, keine Klimatechnik und das in einem Archiv voller hochsensibler Exponate. Es wird Zeit, dass sich Stadt und Land zusammensetzen und dem Kabarettarchiv die notwendigen Mittel zukommen lassen, damit dieses Schmuckstück überhaupt mal in die Lage versetzt wird, auch das zu zeigen, was es ist. Zugleich Vermächtnis als auch Gedächtnis. Wir brauchen diesen Blick in die Geschichte. Gerade in diesen Zeiten. 

Den Blick zurück wagen wir in dieser Ausgabe gleich mit mehreren Artikeln, ob das 30-jährige Bestehen des Mädchenchors am Dom und St. Quintin oder Ferdinand Scherfs Würdigung zum 90. Geburtstag des Verlegers Franz Ph. Rutzen, unter dessen Leitung der Zabern-Verlag zu einem weltweit führenden Fachverlag für Archäologie aufstieg.

Aber wir wagen auch den Blick nach vorne. Endlich kommt der Baustart für das Besucherzentrum am Alten Jüdischen Friedhof, einmal mehr könnte ein Mainzer Unternehmen aus dem Biotechnologie-Bereich für Furore sorgen und wir haben uns mit der neuen Leitung der Akademie Erbacher Hof zusammengesetzt, die frischen Wind verspricht und die Akademie samt Tagungsstätte neu beleben will.