Wolke 11 – und die Corona-Warn-App.

 

Lieber Babba im Himmel,

 

ich hoffe, dir geht es gut und ihr seid da oben alle wohlauf. Hier unten wirbelt ja noch immer das Corona-Virus die Welt durcheinander. Aber jetzt kommt endlich Hilfe.

 

Nein, es wurde noch kein Impfstoff eingeführt. Die haben aber jetzt eine App entwickelt.

 

Nein, nicht Depp – das heißt App.

 

Nein – auch nicht Nepp. Wobei, das weiß man noch nicht. 68 Millionen Euro soll sie gekostet haben, die Nepp, äh, die App. Also für das Geld hätte ich auch eine App entwickelt. Und meine hätte mich sogar noch vor deppen Verschwörern gewarnt. Eine Depp-App sozusagen.

 

Jedenfalls ist „App“ eine Abkürzung.

 

Ähm, ja, für was? Gute Frage, was könnte App eigentlich heißen? Vielleicht kommt es ja auch von eppes. Und heißt „Etwas“ – „irgendwas“ halt.

 

Wart mal, ich google gerade mal.

 

Nein, nicht Kugel – ich googel – das sagt man, wenn man im Internet etwas suchen will.

 

Was meinst du? Das kommt sicher von guggelscher – Meenzerisch für Augen. Das kann sein.

 

Dann mach ich mal meine Guggelscher auf und guck ins Internet.

 

Also, Google sagt: „App ist die Abkürzung des englischen Begriffs Application. Damit ist eine Anwendungssoftware gemeint, die eine mehr oder minder nützliche Funktion erfüllt, aber nicht relevant für das Funktionieren eines Systems selbst ist.“

 

Oh, du siehst, immerhin hat eine App „eine mehr oder minder nützliche Funktion“.

 

Was sagst du, das passt auf nahezu alle Zustände und Gegenstände.

 

Da hast du sicher recht: Vor allem Autos haben mehr oder minder nützliche Funktionen. Ich hab zum Beispiel einen Zigarettenanzünder im Auto, obwohl ich gar nicht rauche. Und es gibt Knöpfe und Tasten in meinem Fahrzeug, da habe ich nicht den blassesten Schimmer, für was die eigentlich da sind.

 

Aber wie hat Google eben so schön erklärt: „Apps sind nicht relevant für das Funktionieren eines Systems“. Das beruhigt, es sei denn es leuchtet was auf. Oh oh. Es gibt nichts Schlimmeres als wenn du im Auto plötzlich ein rotes Warnsignal entdeckst. Neulich blinkte bei mir im Display ein rotes Dreieck mit einem Ausrufezeichen als ich aussteigen wollte. Erst fragt man sich, „leuchtet das eigentlich immer“, dann bilden sich erste Schweißtropfen, dann sucht man verzweifelt das Handbuch. Das man ohnehin nie findet, wenn man es braucht. Voller Panik fährt man dann zum Autohändler, springt aus dem Auto, da man fürchtet, jeden Moment könnte was explodieren. Und der Autohändler erklärt einem dann, dass lediglich das Beifahrer-Fenster nicht richtig geschlossen sei. Da wirste doch Depp.

 

Wieso? Welche App?

 

Ach ja, wir waren ja gerade bei der App mit den mehr oder minder nützlichen Funktionen.

 

Stimmt, auch Handys haben jede Menge mehr oder minder nützlichen Funktionen. Wenn man bedenkt, dass man ursprünglich eigentlich nur damit telefonieren wollte. Was waren das noch für Zeiten. Heute verbringen die Menschen oft mehr Zeit mit ihrem Handy als mit ihrer eigenen Familie.

 

Ja, und sogar mehr Zeit als vorm Fernseher. Das war bei dir anders, du hast immer gerne ferngesehen. Du warst, wenn man es genau nimmt, eigentlich eine Art lebendes Smartphone.

 

Statt „Alexa“ oder „Hey Siri“ musste man nur „Du Babba“ sagen und schon hattest du auf fast alles eine Antwort gewusst, du warst wie ein wandelndes Lexikon. Außerdem konntest du gleichzeitig fernsehen, ein Buch lesen, deiner Frau beim Tischdecken zugucken und noch ein Kreuzwort-Rätsel lösen. Wahrscheinlich hat Apple sogar den Namen für seine iPhones bei uns geklaut, denn ich hab ja immer „Ei Babba“ zu dir gesagt.

 

Wie auch immer. Fest steht, auch wir Menschen haben mehr oder minder nützliche Funktionen.

 

Ja und Apps eben auch. Deshalb haben die auch eine Corona-Warn-App entwickelt. Die warnt dich, wenn so ein Corona-Virus um die Ecke kommt.

 

Was meinst du? Was die dann für ein Geräusch macht, die App?

 

Keine Ahnung.

 

Du meinst, sie könnte und durch Husten warnen. Hust – Hust – als Warn-Stufe 1.

 

Warum nicht. Was? Und die Blaulichtsirene „Tatütata“ wäre dann die Warn-Stufe 2.

 

Oha, das könnte dann aber schon den ein oder anderen ganz schön beunruhigen.

 

Und was schlägst du vor? Als Stufe 3 ein Lied von Chopin.

 

Oh. Ich liebe Chopin. Er hat sehr schöne Preludien geschrieben.

 

Ach, einen Marsch auch.

 

Was, meinst du? Den Marche Funèbre. Den Trauermarsch.

 

Ach du lieber Gott. Auf keinen Fall.

 

Wir wollen doch keine Panik verbreiten.

 

Vielleicht lässt man eher so ein Engels-Glöckchen läuten. Als Zeichen der Hoffnung.

 

Was meinst du? Engels-Glöckchen erinnern dich eher an Weihnachten.

 

Naja – das passt doch auch irgendwie. Die App könnte dann sagen: Na, das ist ja eine schöne Bescherung, ich habe Corona.

 

Am besten ist es natürlich, wenn die Corona-Warn-App gar nicht anschlägt. Deswegen habe ich auch den Ton ausgeschaltet.

 

Bei mir blinkt dann wahrscheinlich ein rotes Dreieck mit einem Ausrufezeichen.

 

Was ich dann mache?

 

Na, ich such das Handbuch und wenn ich es nicht finde, fahr ich in die Autowerkstatt.

 

Wie du siehst haben hier auf der Erde noch immer erhebliche Herausforderungen.

 

Für heute lass ich‘s mal gut sein. Ich melde mich wieder bei dir. Lass es dir gut gehen und grüß da oben deinen Chef von mir – hier unten steht immer noch alles kopf.

 

Dein Bubsche