Lieber Babba im Himmel,
Corona, das steht wohl fest, wird uns hier unten noch ziemlich lange begleiten.
Das macht manche Menschen ziemlich traurig, weil sie ganz arg betroffen sind. Andere wirken eher lethargisch und apathisch, weil sie offenbar öfter besoffen sind.
Tatsächlich nimmt nämlich der Alkoholkonsum in der Weltbevölkerung merklich zu, das hat jetzt die WHO festgestellt.
Die W H O – die Welt-Gesundheits-Organisation.
Wieso man die mit H schreibt? Ähm, das kommt aus dem Englischen. Und H steht für Health.
Oh, Entschuldigung. Beim th im Englischen hat man immer so eine feuchte Aussprache. Deswegen muss die englischsprachige Bevölkerung jetzt auch dauerhaft eine Maske tragen. Wegen der Ansteckungsgefahr.
Was? Was Health heißt? Oh Entschuldigung, schon wieder das th.
Hatschi.
Gesundheit.
Danke.
Ach ja und beim Niesen, soll man in die Armbeuge niesen. Weil, ja weil, weil Armbeugen können sich nicht anstecken.
Wo war ich stehen geblieben?
Ach so, beim Alkohol. Jedenfalls, zu viel Alkohol beeinträchtigt das Denkvermögen, haben Wissenschaftler festgestellt.
Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass sich viele Experten auch gerne mal einen hinter die Binde kippen. Also besser gesagt hinter den Mundschutz.
Da hat doch tatsächlich irgend so ein Institut in Buxtehude in einer zweiwöchigen Doppelblindstudie eine kleine Sensation herausgefunden: Nach repräsentativen Befragungen und nach intensiven Auswertungen von unterschiedlichen Bewegungsprotokollen und Videoanalysen konnten sie folgendes nachweisen: Je mehr Menschen zuhause bleiben, umso weniger Autounfälle und umso weniger Staus gibt es.
Wahnsinn, also, das war echt überraschend. Ich frag mich, was machen die eigentlich den ganzen Tag? Vielleicht kommt das auch daher, dass die andauernd in die Armbeuge niesen müssen.
Wie auch immer: Wissenschaftler haben gerade Hochkonjunktur. Und die Forscher werden immer forscher.
Manchmal denkt man, da sind auch Forscher dabei, die gibt es gar nicht.
Ich muss immer mal wieder an deinen Vortrag als Psychologe „Ödipus Meisenspinner“ denken.
Richtig – "hast du dir dein Gehirn verbogen, musst du den Psychologen frogen". Diesen Satz kannst du jetzt ganz elegant auch auf andere Disziplinen übertragen.
Dabei dreht sich ja alles bei den ausgewiesenen Experten wie bei den eingewiesenen Laien um die zwei Fragen: Wie geht es weiter und wie kommen wir wieder raus aus der Krise?
Die einen sagen: Ganz ruhig bleiben und warten bis das Virus von selbst entfleucht ist.
Nein, nicht entseucht – entfleucht, also verflüchtigt, halt fort is – wie so en abbene Knopp, der ist ja auch nicht mehr da.
Aber dann gibt es auch die ganz Knallharten, die meinen: Die Wirtschaft müssten wir sofort wieder ankurbeln. Koste es was es wolle. Sonst koste es, was mer nit wolle. Und wenn mer nit wolle, dass es koste was es solle, dann wern die Koste höher als mer alle wolle. Ob mer wolle oder nit.
Die behaupten jedenfalls, das wäre alles gar nicht so schlimm mit dem Virus. Und „so“ viele Menschen würden ja gar nicht sterben. Außerdem hätten jetzt wieder ganz andere Wissenschaftler festgestellt: Es wären ja nur die Kranken, die sterben. Und nicht die Gesunden. Denn die Gesunden seien ja auch nicht krank.
Klingt irgendwie logisch.
Wie du schon früher immer gesagt hast. Die beste Möglichkeit nicht krank zu werden – richtig, ist gesund zu bleiben. Weil, dann wirste auch nit krank. Und dann hätten wir auch kein Problem mit dem Virus. Sag mal, was ist eigentlich die Mehrzahl von Virus?
Virussen, Virüsser – viral
Wierat – Ist ja auch egal. Jedenfalls ist es schon erstaunlich wie ratlos mer manchmal ist, wenn man nicht weiß, was man machen soll.
Und ratlos waren am Anfang viele. Es sind zwar immer noch manche ratlos, aber es gibt auch viele tolle Initiativen. Junge Menschen, die der sogenannten Risikogruppe helfen, also den Alten, den Kranken und denen, die irgendeine Vorerkrankung haben. Das find ich toll. Es gibt wirklich noch so etwas wie Nachbarschaftshilfe und nicht nur Geiz ist geil.
Vielleicht lernen wir ja was daraus. Das wäre schön.
Der Staat tut auch was. Er hat jetzt Milliarden und Abermilliarden Euro zur Verfügung gestellt, wo immer die auch plötzlich herkamen. Aber es reicht trotzdem noch nicht für alle.
Und während die großen Firmen ganze Abteilungen mit Rechtsanwälten damit beauftragen, nach Fördermitteln zu suchen oder durch geschickte Lobbyarbeit vielleicht sogar ganz oder zum Teil verstaatlicht zu werden.
Ja, da sitzt dann so ein Kneipenwirt oder ein kleiner Künstler ganz allein vor einem 40-seitigen Formular, nur um festzustellen, dass man für seinen Fall nirgendwo ein Kreuz machen kann.
Aber auch da gibt es wieder tolle Initiativen. Menschen, die sich engagieren, um anderen zu helfen, die Geld sammeln für Kleinkünstler zum Beispiel, damit die ihre Miete zahlen können.
Ich ziehe meinen Hut, vor denen. Und wenn jeder, der auf Facebook und den sogenannten sozialen Medien Hasskommentare schreibt oder Verschwörungstheorien verbreitet, wenn der oder die pro Kommentar elf Euro spenden müsste, dann hätten wir keine Finanzprobleme.
Übrigens dürfen wir auch die andere Wirtschaft nicht vergessen.
Um etwa Restaurants zu retten, kann man sich Essen und Trinken ja auch nach Hause bestellen. Jedes Abendessen wird so zu einer sozialen Tat. Jedes Schnitzel, das du orderst, ist ein Akt der Nächstenliebe. Und wenn du noch ein Wein‘chen dazu bestellst, rettest du die gastronomische Vielfalt.
Ja, ein Schnäpschen oder ein Fernet Branca hilft auch.
Getreu dem Motto: Bestell doch dein Bier beim Wirt um die Ecke – sonst bleibt seine Wirtschaft auf der Strecke.
Aber bitte nur in Maßen trinken, sonst rufst du ja wieder die WHO auf den Plan.
Wie du siehst, haben wir hier unten ganz schön tiefgründige Probleme.
So, für heute lass ich‘s mal gut sein. Ich melde mich wieder bei dir. Lass es dir gut gehen und grüß da oben deinen Chef von mir – hier unten steht immer noch alles kopf.
Dein Bubsche